Spielformen bei Kindern: Eine Übersicht und Tipps über das kindliche Spiel

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Wie Kinder ihre Welt erkunden und sich erobern, ist stets individuell. Die Entwicklungspsychologie beschreibt jedoch verschiedene Spielformen, die von fast jedem Kind durchlaufen werden: Eine Übersicht und Tipps für und über das kindliche Spiel:

Ein Kind spielt. Vielleicht räumt es voller Freude Küchenschubladen aus, öffnet immer wieder den Klettverschluss am Kleid seiner liebsten Puppe oder sammelt in einer kleinen Schüssel Steinchen, nur um sie am Ende wieder quer über die Wiese zu streuen. Erwachsene belächeln diese Spiele oft, dabei bedeuten sie für das Kind harte Arbeit, durch die sie die Welt und ihre Umgebung kennenlernen. Wie Maria Montessori bereits zu sagen pflegte:

»Keiner kann ihm (dem Kind) seine Arbeit abnehmen, die darin besteht, den Menschen aufzubauen, den es aufbauen muss. […] Keiner kann für das Kind wachsen.«

Dieser Artikel gibt eine Übersicht über die unterschiedlichen Spielformen bei Kindern, erläutert, warum diese für die kindliche Entwicklung so wichtig sind und ob und wie sie sich fördern lassen.

Darum ist Spielen für Kinder so wichtig

»Spielend lernen« – Diese Aussage ist weit verbreitet und trifft den Kern der Sache. Kinder erkunden durch Spiel ihre Umwelt und lernen, sich in dieser zu behaupten. Unterschiedliche Spielformen fördern verschiedene Entwicklungsbereiche: feinmotorischen Fähigkeiten, soziale Interaktion bis hin zur Sprachentwicklung und Problemlösungskompetenz. Durch die Vielfalt im Spiel werden Kinder angeregt, Neues zu entdecken und ihre Grenzen kennenzulernen (oder zu erweitern).

Verschiedene Spielformen und ihre Bedeutung

In der Pädagogik arbeiten Kindergärtner:innen, Psycholog:innen, Therapeut:innen, aber auch Bezugspersonen mit verschiedenen Spielformen bei Kindern. Sie gewinnen damit eine bessere Übersicht, was das Kind gerade erlernt und wie es sich entwickelt. Dabei gibt es nicht die eine Phase, in der ein Kind sich nur einer Spielform widmet, vielmehr sind die Übergänge fließend und ganz individuell wie auch das Kind und sein Charakter.

Sensomotorisches Spiel

Babys und Kleinkinder in einem Alter von 0 bis zwei Jahren spielen bevorzugt sensomotorisch. Das bedeutet, dass das Kind hier vor allem sensorische Erfahrungen sammelt und seine motorischen Fähigkeiten übt und fördert. Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten, all das dient dazu, die Welt zu erkunden und sie zu verstehen. Wenn ein Baby also jeden Gegenstand in den Mund nehmen will, macht es das, um eben jenen Gegenstand zu erfassen und zu entdecken. In der Phase des sensomotorischen Spiels sind Rasseln, weiche Bälle oder Spieldecken mit den unterschiedlichsten Texturen, besonders beliebt und helfen dabei Babys und Kleinkindern, die Verbindung zwischen Ursache und Wirkung sowie die Koordination von Sehen und Greifen zu verstehen.

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Kind erforscht ein Spielzeug mit dem Mund, Foto: Moluk

Explorationsspiel

Bei den sogenannten Explorationsspielen erkunden Kinder meist zwischen dem 3. bis 6. Geburtstag aktiv ihre Umgebung. Das kann das Spielen mit Sand, Wasser oder anderen Naturmaterialien sein. Dadurch lernen Kinder, wie natürliche Materialien funktionieren und auch, wie sie sich verändern oder manipulieren lassen. Ausflüge in die Natur, in der ein Kind frei seine Umgebung erkunden kann, aber auch Experimentierkästen oder erste kleinere kreative Aktivitäten wie das Malen, unterstützen das Kind in seinem Explorationsspiel. So lernt es beispielsweise, wie mithilfe weniger Striche und Kreise eine Sonne auf einem weißen Blatt Papier entsteht.

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Kinder spielen im Sand, Foto: iStock

Konstruktionsspiel

Nahtlos an das Explorationsspiel schließt dann das Konstruktionsspiel an. Etwa zwischen dem dritten und siebten Geburtstag verstärkt sich das Interesse von Kindern an Konstruktionsspielen: Bausteine werden gestapelt, zu fantasievollen Konstruktionen erbaut oder mit Stöcken wird im Wald ein Tipi gebaut. Mit dem Konstruktionsspiel fördert das Kind sein räumliches Vorstellungsvermögen und die Feinmotorik. Es lernt Pläne zu schmieden und umzusetzen und entwickelt kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten.

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Konstruktionsspiel, Foto: Trigonos

Als-ob-Spiel

Die Als-ob-Spiele sind erste Fantasiespiele, mit denen Kinder zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr anfangen. Mithilfe von Rollenspielen versetzen sich Kinder in einen Arzt, Lehrer:in oder aber auch einfach in die Eltern hinein und stellen fiktive Szenerien nach. Dabei verwenden sie auch oft Requisiten, die sie entweder selbst herstellen oder aus der unmittelbaren Umgebung entnehmen. Selbst ein einfacher Stock wird dann zu einem Schwert und ein Karton zu einem Raumschiff.

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Kinder spielen Arzt, Foto: @asina_katya

Parallelspiel

Das sogenannte Parallelspiel findet sich besonders häufig bei Kleinkindern zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr und bedeutet, dass Kinder nebeneinander, aber eben nicht direkt miteinander spielen. Oft wissen kleine Kinder noch nicht, wie sie mit anderen interagieren können. Doch nur, weil sie parallel zueinander spielen, heißt es nicht, dass sie nicht lernen. Viel mehr beobachten sie ihr Gegenüber ganz genau und lernen, wie andere Kinder ihr Spielzeuge benutzen oder kleine Probleme lösen. Das Parallelspiel beeinflusst damit – auf eine fast unsichtbare Art und Weise – die eigenen Spiel- und Lernstrategien und gilt als wichtiger Schritt in der Entwicklung sozialer Fähigkeiten.

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Kinder spielen nebeneinander, Foto: Trigonos

Rollenspiel

Im Rollenspiel schlüpfen Kinder ähnlich wie bei dem Als-Ob-Spiel in verschiedene Rollen und spielen Alltagssituationen oder Märchen nach. Diese Spiele können extrem realistisch werden und sind oft sehr strukturiert. Die Kinder spielen hier unbewusst mit ganz neuen Ausdrucksformen und Charakterzügen, die wichtig für ihre Sprachentwicklung und soziale Interaktionen sind. Kostüme oder andere kleine Requisiten, wie zum Beispiel eine Spielküche, können sie dabei unterstützen.

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Kind spielt Verkaufen, Foto: stocubo

Regelspiel

Regelspiele sind Spiele, die nach spezifischen Regeln gespielt werden, wie Brett- oder Kartenspiele. Sie lehren Kinder Geduld, das Einhalten von Regeln und den Umgang mit Gewinnen und Verlieren. Oft werden sie als Unterhaltung angesehen, dabei sind sie enorm wichtig für die Entwicklung sozialer, kognitiver und emotionaler Fähigkeiten. Ein erstes Interesse in dieser Art von Spielen zeigen Kinder etwa ab dem 4. bis zum 12. Lebensjahr. Regelspiele fordern Kinder heraus, strategisch zu denken, Probleme zu lösen und vorausschauend zu planen.

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Kinder spielen Schach, Foto: iStock

Tipps für Eltern: So unterstützt und förderst du die Spielentwicklung deines Kindes

Du interessierst dich für das kindliche Spiel und möchtest es bei Kindern sinnvoll fördern? Dann könnten diese Tipps hilfreich für dich sein:

  • Biete vielfältiges, offenes Spielzeug an, das verschiedene Arten von Spielen fördert, wie z. B. Spielmaterial zum Bauen, zum Verkleiden und Bewegen.  Auch Kinder-Bücher und regelfreies Outdoor-Spielzeug ermutigen Kinder, ihre Fähigkeiten zu entwickeln: einschließlich Feinmotorik und Bewegungsfreude, Kreativität, Problemlösung und soziale Interaktion.
  • Schaffe eine sichere Umgebung: Ein Spielbereich, der sicher und frei zugänglich ist, hilft Kindern dabei, ihre Umgebung frei zu erkunden und zu experimentieren, ohne ständig den Verboten von Erwachsenen ausgesetzt zu sein.
  • Fördere das freie Spielen: Natürlich wollen Erziehungsberechtigte ihre Schützlinge fördern, wo sie nur können. Aber ganz besonders das freie, unstrukturierte Spielen ist wichtig, damit Kinder selbst entscheiden können, was und wie sie spielen. Dies fördert ihre Selbstständigkeit und lässt Kinder eigene Interessen und Leidenschaften entwickeln.
  • Gemeinsam Spielen: Wenn Eltern gemeinsam mit ihrem Kind spielen, stärkt das die Bindung und gibt Kindern die Möglichkeit, Fairness, Geduld und Mitgefühl zu erfahren.
  • Kindlichen Interessen folgen: Kinder haben unterschiedliche Interessen und Stärken, die sich leicht weiterentwickeln lassen. Sollte ein Kind beispielsweise eine Vorliebe für Musik zeigen, könnten erste Musikinstrumente (eine Trommel, Triangel oder Triola) eine sinnvolle Ergänzung sein.
  • Altersgerechte Spiele aussuchen: Spiele und Spielzeug sollte so gewählt werden, dass das Kind weder über- noch unterfordert wird. Das unterstützt den Spaß, die Freude und positive Emotionen – notwendige Grundlage für ein gutes Lernen.