Advanti – wandelbares Outdoor-Spielzeug von Josefine Peters

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Was inspirierte Sie zu Ihrem wandelbaren Outdoor-Spielzeug Advanti?

Kinder in Deutschland wachsen überwiegend in abgeschirmten Umgebungen auf. Sie werden vor Gefahren beschützt, ihnen kommt eine größtmögliche, pädagogisch wertvolle Betreuung zugute, sie dürfen Kind sein. Ich bin jedoch der Meinung, dass die Form und das Maß an Behütung, an dem wir heute vielerorts angekommen sind, nicht nur förderlich für die Entwicklung eines Kindes sind. Dadurch, dass Kinder abgeschirmt werden, dass ihnen nicht zugetraut wird mit dem umzugehen, was sich außerhalb der Kindertagesstätte und des eigenen Wohnraums abspielt, wird ihnen auch mögliches Vertrauen in sich selbst genommen – so ist mein Empfinden.

Mit Advanti möchte ich eine Brücke schlagen zwischen den Bedürfnissen eines Kindes und der Welt außerhalb der Spielplätze. Er soll aus dem, was schon vorhanden ist, der Baumgruppe, der Laterne, dem Treppengeländer oder ähnlichen Strukturen im öffentlichen, urbanen, sowie im privaten Raum ein für Kinder nutzbares Element machen – das Vorhandene verwandeln, für die Augen und das Empfinden der Kinder und der Erwachsenen, indem er zeigt: auch hier kann ein Kind sein und sich den zur Verfügung stehenden Raum zu eigen machen.

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Und wie reagieren Kinder auf Advanti?

Zu aller erst möchten sie alles auspacken, anfassen und das lange Seil irgendwo aufhängen. Das bringt meist schon jede Menge Herausforderungen mit sich. Die illustrierte Anleitung, die zu Advanti gehört, wird ebenfalls gerne und ausgiebig studiert. Darin sind einige Aufbauten und Kombinationsmöglichkeiten der verschiedenen Komponenten abgebildet. So fühlen sich die Kinder schnell zum Nachbauen motiviert und entwickeln dabei ganz von selbst eigene, nicht dargestellte Lösungen und Möglichkeiten – als Beobachter/In kann es da schon mal in den Fingern jucken, selbst Hand an zu legen und Dinge auszuprobieren.

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Gibt es weitere Spielzeug, die Sie bereits für Kinder gestalteten?

Da wäre zum einen eine kleine Serie handgefertigter Beißtierchen aus Buchenholz für zahnende Kleinkinder, ich habe sie »Krafttier« genannt. Eisbär, Giraffe, Nilpferd und Co. eignen sich durch ihre kindgerechte Form und ihre Robustheit als stetiger Begleiter, Trostspender und Freund in allen Lebenslagen.

Außerdem entstand während meines Studiums noch das Spiel »Balans«. Ziel des Spiels ist es, das Spielbrett im Gleichgewicht zu halten – und zwar gemeinsam, gegen die Schwerkraft. Der Zufall bestimmt, welches der zehn verschiedenen Gewichte zu welchem Zeitpunkt des Spiels auf welchem der 20 Felder auf dem Spielbrett platziert werden muss. Das Spielbrett balanciert auf der Spitze eines Kegels und verliert bei ungünstiger Belastung die »Balans«. Derzeit arbeite ich in einem kleinen Gestaltungsbüro, dass Spielplatzgeräte entwirft – die Thematik beschäftigt mich also täglich.

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Kindgerechte Gestaltung oder gutes Design für Kinder – was bedeutet das für Sie?

Generell wird mir immer wieder bewusst, dass die Natur in meinen Augen die stimmigste Gestaltung vollbringt – für alle Menschen. Da jedoch eine große Anzahl an Menschen den Kontakt zur Natur vernachlässigt, gebe ich mein Bestes als Gestalterin, Produkte zu entwickeln, die in unseren oft naturfernen Alltag passen, und trotzdem Prinzipien verfolgen, die die Natur uns lehrt.

Speziell für Kinder finde ich es wichtig, so wenig Funktion und Figürlichkeit vorzugeben, wie für das Produkt und seinen Spielwert möglich ist. Das führt dazu, dass die Kinder selbst kreativ werden können – im Betrachten und Benutzen.

Kindgerechte Gestaltung sollte sich deshalb weitestgehend zurück nehmen.Kleine Kinder mögen Farben, sie mögen unebene Oberflächen, bewegliche Elemente, Unperfektes, Dynamisches – als Gestalterin ist es manchmal gar nicht so einfach die eigenen (erwachsenen) Bedürfnisse nach Klarheit, Struktur und Einfarbigkeit hinten an zu stellen und sich auf das innere Kind zu besinnen.

Noch einige persönliche Fragen zum Schluss: Womit haben Sie selbst als Kind gespielt? Gab es ein Lieblingsspielzeug darunter?

Ich bin auf dem Land groß geworden. Da war vor allem die Natur mein Spielplatz. Ich gestehe allerdings auch, dass ich große Teile meiner Kindheit mit Playmobil verbracht habe.

Schauen Sie in eine Kristallkugel, in ihre Zukunft als Designer: Welches Produkt für Kinder möchten Sie als Nächstes entwerfen?

Den »Mini-Wald-für-Jedermann« – das Mindestmaß an Natur, das in jedem Kinderalltag stattfinden sollte, wie ich finde. Ein kleines Stück Frischluft, Waldboden, knackende Äste, das Summen von Insekten, tausend verschiedene Grün- und Brauntöne und die Zeit, Ruhe und Sicherheit, sich dort frei bewegen zu können.

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