Liebe Donata, spielerisch Kinder für die Potentiale der Kreislaufwirtschaft zu begeistern – wie bist du auf diese Idee gekommen?
Mein Diplomthema war »Die Zukunft der Ernährung in der Stadt«. Dabei habe ich mich mit vielen Aspekten rund um das Thema Essen auseinandergesetzt. In dem Zuge bin ich auf das Thema Kreislaufwirtschaft gestoßen. Das fand ich super interessant, weil wir nicht nur unsere Wirtschaft in einen Kreislauf bringen müssen, sondern auch alle Ressourcen, die in der Stadt anfallen – alle Reststoffe aus der Ernährungsproduktion, aber auch alle Haushaltsabfälle.
Dabei geht es um die Weiterentwicklung zu neuem Material wie in meinem DIY Spiel-Konzept, aber auch um das Upcycling von Lebensmitteln z.B. vom Trester zu Haferkeksen, wie auch um die Weiterverarbeitung zu Kosmetika. Das Stichwort heißt: lokal gestalten und vernetzen.
Als zweiten Schritt habe ich mir überlegt, welche Ansätze Sinn machen. Um eine Gesellschaft resilient für die Zukunft zu machen, ist es wichtig bei den Kindern anzufangen. Wie können wir Kindern die Kreislaufwirtschaft vermitteln?
So ist die Idee für ein DIY-Spiel-Konzept entstanden, das Kindern die Kreislaufwirtschaft sinnlich erfahrbar macht: der eigene Bioabfall – z.B. Orangenschalen – wird zu neuen Produkten verarbeitet.
Mit Büchern werden Kinder bereits für Lebensmittelverschwendung sensibilisiert – warum hast du dich bewusst für ein Spiel-Konzept entschieden?
Ich finde das Schulsystem ist oft nur noch von Leistung geprägt und das sinnliche Erleben mit Anfassen, Riechen, Schmecken und Hören kommt oft zu kurz. Dabei sind gerade Kinder die neugierigsten Menschen auf der Welt – warum ihnen also nicht die Möglichkeit geben, über handwerkliche und sinnliche Erfahrung zu lernen?
Außerdem bin ich auch Produktdesignerin und gestalte lieber etwas Haptisches.
Konntest du »Mit Essen spielt man doch« bereits mit Kindern testen – und haben dich ihre Reaktionen überrascht?
Bis jetzt konnte ich »Mit Essen spielt man doch« nur an meinem eigenen Sohn testen. Er war begeistert von der Bio-Knete und hat sofort angefangen, damit zu spielen.
Ich denke der wichtigste Moment ist, wenn Kinder merken: »Wow, ich habe ganz alleine aus meinen eigenen Lebensmittelabfällen meine Bio-Knete hergestellt und toll, was ich da draus noch alles machen kann!«
Im Moment bin ich im Gespräch mit mehreren Schulen und Hortbetreuungseinrichtungen, um das DIY-Spiel-Set konkret mit Kindern zu testen und weiterzuentwickeln. Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen und freue mich drauf!
Dass Bildung – auch in der Schule – spielerisch erfolgen kann, ist in Deutschland noch nicht überall angekommen. Was glaubst du, wie lange braucht es, um »Mit Essen spielt man doch« als Projekt in allen Grundschulen einzuführen?
Ich denke, das wird gerade in Deutschland noch eine Weile dauern. Langfristig möchte ich gerne eine Webseite aufbauen für »Mit Essen spielt man doch«, meine DIY-Spiel-Sets verkaufen und weitere Konzepte und Workshops zum Thema Nachhaltigkeitsvermittlung und Kreislaufwirtschaft entwerfen und durchführen.
Ich denke, es gibt ein sehr großes Potenzial Konzepte zu entwickeln, die alle Sinne ansprechen und gleichzeitig Nachhaltigkeit vermitteln. Da sehe ich die Zukunft der Bildung. Am Ende sind es die Kinder, deren Zukunft wir durch Bildung heute schon gestalten können.
Und last but not least: Wo stellst du dir deine berufliche Zukunft vor? Möchtest du weiterhin für Kinder gestalten?
Mir macht es sehr viel Spaß für Kinder zu gestalten, da ich freier und spielerischer sein kann, als wenn ich für Erwachsene gestalte. Außerdem finde ich es toll, auch mal unsere Kleinsten in den Mittelpunkt zu stellen, da sie sonst nicht so oft unsere gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit erhalten.
Ich werde auf jeden Fall weitere Konzepte für die Nachhaltigkeitsvermittlung gestalten, möchte mich aber noch nicht nur auf eine Zielgruppe festlegen.
Im Moment arbeite ich selbstständig mit verschiedenen Projekten rund um die Themen Nachhaltigkeitsvermittlung, Kreislaufwirtschaft, Zukunft und städtischer Raum.
Donata Koschel
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