Press to play – cradle-to-cradle Spielzeug von Pascal Heußner

Warum gestalten Sie Spielzeug für Kinder?

Kinder stellen die jüngste Generation unserer Gesellschaft dar. Sie nehmen auf was im Jetzt vorgeht, um es für Ihre Zukunft zu speichern, zu reflektieren und auch anzuwenden, um so von einem als Kind eher passivem Status in einen im Leben immer aktiveren Status der Gestaltung der Gesellschaft zu kommen. Durch Spielen können einem Menschen in der Anfangsphase des Lebens viele Grundwerte, Funktionsweisen und auch Kreativität an die Hand gegeben werden. Diese werden in das Erwachsenenalter mitgenommen und dort in anderen Kontexten angewendet. Spielen als solches sehe ich also als grundlegendes Element, Gesellschaften zu gestalten. Für diesen Prozess möchte ich Kindern gerne Werkzeuge an die Hand geben, die es Ihnen ermöglichen, Dinge und Prozesse zu verinnerlichen, um diese im Erwachsenenalter wieder abzurufen und anzuwenden. Gestaltung für Kinder bedeutet für mich eine Gestaltung für Hilfsmittel zur Schaffung der »Zukunft«.

Was inspirierte Sie zu Ihrem Cradle to Cradle Spielzeug Press to play?

Die Kinder und das »Kindsein« selber. In meiner Arbeit ging es anfangs gar nicht um ein Kinderspielzeug, sondern die Fragestellung, wie man die logische Kreislaufwirtschaft in Form von Cradle to Cradle besser in der Gesellschaft manifestieren kann. Dabei ist mir klar geworden, dass vieles im Leben selbst entsteht und durch Lebenserfahrungen zu Reflexionen führt. Albert Einstein sagte mal: »Spielen ist die höchste Form der Forschung«. Hier würde ich ihm voll und ganz recht geben. Mit dem Spielzeug selbst, das im Spielprinzip Kreisläufe vermittelt und nicht etwa nur eine pädagogische Marke dieser trägt, sollen die Kinder Funktions- und Handlungsweisen erlernen, die sie im Erwachsenenalter unbewusst wieder abrufen und nach denen sie handeln.

Und wie reagieren Kinder auf Ihren Spielzeugentwurf?

Kinder reagierten bis jetzt sehr positiv auf das Spielzeug und haben ohne Berührungsängste sofort angefangen, mit den Werkzeugen und den Materialien herumzuexperimentieren. Der Zusammenbau der Formen scheint den Kindern als Freidenkern leichter zu fallen als Erwachsenen. Beim Spiel selbst stellen sich in Gruppen verschiedene Aufgabenfelder der Kinder heraus und es werden so völlig intuitiv logische Prozesse und Ketten gebildet. So spezialisieren sich Kinder mit verschiedenen Aufgaben, wie zum Beispiel der Herstellung der Steine, des Verwertens der Steine zum Rohmaterial oder auch zum Planen und Zusammensetzen des Endmodelles und handeln in Absprache miteinander. Hier kann ich beobachten, dass durchaus auch Kinder verschiedener Altersgruppen miteinander arbeiten können und sich ein Quartier suchen, in dem sie sich wohlfühlen.

Die Kinder versuchen immer wieder auch die Prozesse abzuändern (zu manipulieren) und mit verschiedenen Kraftanwendungstechniken zu arbeiten und zu pressen oder Dinge in die Materialien zu mischen um herauszufinden, was daraus entsteht. Somit lernen sie, zu welchen positiven oder negativen Folgen Eingriffe in die Materialität oder Herstellungsstrategie von Objekten führen.

Da vom Spielzeug aber leider momentan nur ein Prototyp existiert, konnte ich noch keine großen Feldstudien starten. Ich würde dies in der Zukunft mit Vorserien-Modellen gerne machen, wenn ich denn einen Hersteller finde.

Gibt es weitere Spielzeuge, die Sie speziell für Kinder gestalteten?

Da dies meine Abschlussarbeit zum Diplomdesigner war leider noch nicht. Aber umso mehr ich mich mit dem Thema und auch »Minenfeld« – jeder in unserer Gesellschaft hat gespielt und meist ein höchst emotionales Verhältnis zum Spiel und dem Spielen selber – Kinder und Spielen beschäftigt habe, umso mehr ist mir klar geworden, dass ich auch in Zukunft gerne für Kinder gestalten möchte und so auch Verhaltensweisen und Vorlieben der Kinder prägen (und so für ganze Gesellschaften). Es ist eine schöne Vorstellung, bei Kindern ein Funkeln in den Augen zu erzeugen, das auch im Erwachsenenalter nicht in Vergessenheit gerät. Seit September bin ich selbst Vater und freue mich schon, für und mit meinem Sohn zu gestalten.

Noch einige persönliche Fragen zum Schluss: Womit haben Sie selbst als Kind gespielt? Gab es ein Lieblingsspielzeug darunter?

Ich selbst habe als Kind viel mit Lego und anderen Bauspielen gespielt und immer versucht, mir eine eigene kleine Welt mit eigenen kleinen Lösungen zu entwickeln.  In meiner Kindheit haben mich auch zwei Disney-Serien sehr beeinflusst: Zum einen war dies die Gummibären-Bande, die immer alles selber hergestellt und eine Welt in einer Welt geschaffen haben und zum anderen Chip und Chap mit der Rettungstruppe, die aus Überbleibseln der »Menschen« Hilfsmittel für ihr eigenes Leben und Equipment gebaut haben. Dies habe ich als Kind immer versucht nachzuahmen und Dinge völlig wirr miteinander kombiniert und habe sozusagen geforscht. Dabei ist auch das ein oder andere Objekt irreparabel kaputt gegangen. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass mich das Lego-System zum Produktdesign geführt hat.

Und welche Spielzeuge empfinden Sie als überflüssig?

Überflüssig ist leider so vieles in der Gesellschaft und auch der Spielzeugmarkt ist völlig gesättigt mit meiner Meinung nicht nachvollziehbaren Produkten. Auch das ist ein Grund, warum ich gerne für Kinder gestalten möchte. Ich möchte nicht noch irgendein Fast-Food-Spielzeug auf den Markt werfen, sondern mit meinen Spielzeug vielleicht dafür sorgen, dass schlechte Produkte weniger einen Markt finden. Am Überflüssigsten finde ich dabei den extremen Bezug auf Geschlechterrollen. Man braucht doch keine pinken Überraschungseier oder extra ein Lego für Mädchen, oder?

Außerdem sollte mehr auf die Materialien geachtet werden, um nicht nachträglich schädliche Substanzen festzustellen und dann noch Produktrückrufe zu verursachen, was durchaus ein Regelfall auf dem Spielzeugmarkt ist – auch auf dem deutschen.

Viktor Papanek, selbst ein Gestalter, hat davon geschrieben, dass es eigentlich keinen bösartigeren Beruf als den des Designers / Gestalters gibt, womit er darauf anspielen möchte, dass wir nicht künstliche Probleme gestalten sollten, um noch mehr »Wahnsinn« auf den Markt zu bringen, sondern wirklich darüber nachzudenken, was benötigt wird, um dies intensiv und gut zu gestalten. Ich finde, dies kann man sehr gut auf Spielzeug projizieren. Wir sollten nicht versuchen, Spielzeug zu gestalten, das gefällig für die Käufer, meist nicht die Kinder ist, sondern welches, dass unschädlich und sinnvoll ist und den Kindern unbewusst Dinge vermitteln kann, um die Erwachsenenwelt besser bewerkstelligen zu können.

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Fotos Pascal Heußner