Lieber Felix, du hast einen kreislauffähigen Schulrucksack entworfen – im Rahmen deines Studiums an der Bauhaus-Universität Weimar. Erzähle uns doch kurz, wie es dazu kam.
Zur Kreislaufwirtschaft kam ich schon während meines Bachelors in Dresden. Dort war Kleben ein No-Go und es wurde auf Reparierbarkeit geachtet.
In Weimar beschäftigte ich mich dann erstmals mit textilen Produkten. Während einer Recherche zur Materialität von Taschen entdeckte ich den Hinweis, dass praktisch alle industriell produzierten Rucksäcke aus Kompositen bestehen, welche nicht recycelt werden können und somit nicht kreislauffähig sind. Das musste geändert werden!
Da das Konzept der Kreislaufwirtschaft jedoch noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen ist, wollte ich mein Produkt auch zur Aufklärung nutzen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden – den pädagogischen Moment des Grundschulalters aufgreifend – einen Rucksack für Schüler:innen der Grundschule zu gestalten. So erhoffte ich mir, kreislaufwirtschaftliches Denken bereits früh in den künftigen Generationen verankern zu können.
Von der Idee zum fertigen kreislauffähigen Schulrucksack – Wie bist du vorgegangen?
Zunächst habe ich darüber nachgedacht, was den Kindern an meinem Rucksack am meisten Spaß machen könnte. Im Gegensatz zu den üblichen, kompositären und unveränderlichen Schulrucksäcken, sollte Loopy aus monomateriellen Modulen bestehen. Das schafft einen enormen Freiraum für individuelle Kombinationen, was ich als einen großen Vorteil verstehe. Durch die Modularität kann jedes Kind einen wirklich eigenen Rucksack bekommen. Demnach ging es zunächst um eine kreislauffähige, modulare Konstruktion.
Auf diese Überlegungen folgten Skizzen, CAD- und maßstäbliche Papiermodelle, bis hin zu ersten Modellen aus Textil. Eines dieser Modelle kann man auf den Fotos sehen
Deine Fotos zeigen Loopy mit Kindern – konntest du deinen Rucksack bereits mit Kindern testen und wenn ja, wie reagieren sie auf dein Modell?
Genau! Ich hatte großes Glück, da meine Nachbarn in Weimar Kinder im perfekten Alter haben. Mit denen haben wir auf einem Schulhof und auf dem Weg nach Hause ein kleines Fotoshooting gemacht.
Natürlich habe ich dadurch gnadenlos ehrliches Feedback bekommen. Die Schulterpolster waren viel zu groß, die Schnallen haben komplett versagt und der bis dato ungefärbte Stoff ohne Motive war jetzt auch nicht so mega spannend.
Man muss dazu sagen, dass es mir halt damals noch zu sehr um die Konstruktion ging, weil diese der Kern des Projektes – die große Neuerung – ist. Ich dachte, Farbe und Motive lenken schnell vom Wesentlichen ab. Beim nächsten Test müssen die aber auf jeden Fall mit dabei sein!
Schulrucksäcke gibt es bereits unendlich viele auf dem Markt – was glaubst du, warum setzen die großen Marken-Hersteller noch nicht auf Kreislaufwirtschaft?
Ich habe den Eindruck, dass auch diese Branche sich etwas schwer damit tut, neue Wege zu gehen. Viele Hersteller sind seit Jahrzehnten am Markt. Diese Platzhirsche hatten immer einen sicheren Stand und mussten sich nicht ins Risiko einer Veränderung bewegen. Das ändert sich jetzt. Die Welt ist im Wandel und das Bewusstsein für wirklich nachhaltige Produkte wächst.
Noch ist der Loopy ein Prototyp – hast du bereits Pläne für seine Zukunft?
Ich arbeite zurzeit an einem Redesign, welches viele Elemente optimiert. Ich achte dabei viel mehr auf die ästhetische Ausprägung, aber auch auf eine intuitivere Konstruktion und verbesserte Produzierbarkeit. Ich würde Loopy schon sehr gerne eines Tages auf dem Rücken vieler Schüler:innen sehen!
Gibt es noch etwas, was du uns über Loopy erzählen möchtest?
Ich betrachte Loopy zur Zeit als den Einstieg in ein ganzes Ökosystem von Taschen und Rucksäcken. Parallel arbeite ich an einem Alltagsrucksack für Erwachsene, der teilweise die gleichen Elemente verwendet und nach dem gleichen Grundprinzip funktioniert.
Und last but not least: Was möchtest du in Zukunft gestalten? Produkte für Kinder oder?
Ich möchte zukunftsfähige Produkte gestalten! Kinder sind die Zukunft aber Kinder werden auch erwachsen. Daher kann ich mich nicht auf eine Zielgruppe einschränken.
Von mir entworfene Produkte sollen gesamtgesellschaftlich und in Kreisläufen funktionieren. Das ist die Basis und die muss Hand in Hand gehen mit Form und Funktion.
Felix Sittner
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