Warum gestalten Sie für Kinder?
Eigentlich sind wir eher zufällig dazu gekommen, Kindermöbel zu gestalten. Während des Entwicklungsprozesses wurde uns jedoch bewusst, wie viel Freiraum dieses Thema bietet und wie viel unausgeschöpftes Potential in der Gestaltung von Kindermöbeln steckt. Neben den oft sehr technischen Produkten im Produktdesign, bietet ein Kindermöbel die Möglichkeit zur freien Entfaltung, zum Experimentieren und Spiel an. Hier kann man selbst noch einmal Kind sein.
Wie und warum entstanden eure Spielmöbel »Die Monster sind los«?
Unsere Spielmöbel »Die Monster sind los!« entstanden als Semesterprojekt im Masterstudio Material und Technologie der Hochschule für Künste Bremen. Für unser Projekt nutzten wir als Ausgangsmaterial Fasern als haptisches Materialerlebnis in Kindermöbeln. Der Tastsinn ist einer der wichtigsten menschlichen Wahrnehmungssysteme, um Informationen über die Umwelt zu erhalten, einordnen und langfristig verarbeiten zu können. Gerade bei Kindern sind haptische Entdeckungsreisen von großer Bedeutung für ihre Entwicklung. Durch die Berührung physischer Objekte lernen sie ihre Welt kennen und abstrakte Zusammenhänge zu begreifen. Unsere Intention ist es, Kindermöbeln, die oft nur funktional, langweilig und kurzlebig sind, eine haptische Erfahrbarkeit zu verleihen. Fasern kennen wir zum Beispiel von handelsüblichen Besen. Indem wir diese zweckentfremden, entsteht ein völlig neuer Einsatzbereich. Die Kinder werden aufgefordert, mit ihren Möbeln spielerisch zu interagieren und ihren Tastsinn auszuprobieren und zu schärfen.
Wir haben uns während der Herstellung der Prototypen mit dem aussterbenden Handwerksberuf des Bürstenmachers auseinandergesetzt und das traditionelle Handwerk in unseren Entwurf mit einbezogen. Die entstandene Kinder-Möbelserie besteht aus einer Spielzeugtruhe, einem Tritt und einer Leuchte.
Was verstehen Sie unter kindgerechtem Design?
Wir sind selber Entdecker und wir teilen diese Lust am Erkunden und Erfinde gern – nicht nur mit Kindern. Unsere Spielmöbel können immer wieder neu betrachtet und interpretiert werden. Sie sind nicht auf eine Nutzung oder eine Geschichte festgelegt. Wir hoffen, dass sie zu echten Lebensweltbegleitern werden und von Kindern immer wieder neu in die verschiedenen Lebensphasen integriert werden. In der Entwicklungsphase hat uns die Frage begleitet, wie wir emotionale Bindungen zu Möbeln und Spielzeug aufbauen und wie aus Spielerfahrungen gute Erinnerungen werden, die uns ein Leben lang begleiten. Das korrespondiert mit unserem Verständnis von Nachhaltigkeit. Wir hatten Spaß, gemeinsam eine Geschichte zu unseren Möbeln zu schreiben – illustriert hat sie dann jeder von uns auf eine andere Weise. So verweben wir das Individuelle und Gemeinsame zu neuen Formen und Möglichkeiten.
Noch einige persönliche Fragen zum Schluss: Womit habt ihr selbst als Kind gespielt? Gab es ein Lieblingsspielzeug darunter?
Eigentlich waren die Gegenstände (beispielsweise Holzbretter und Tücher), die gar nicht als Kinderspielzeug gedacht waren, immer am interessantesten. Daraus wurden dann Höhlen und Verstecke gebaut. Aber auch Holzbausteine und LEGO waren in unserer Kindheit der Hit.
Gibt es ein Must-have für Kinder und was empfindet ihr als überflüssig?
Überflüssig finden wir die Kunststoffriesen, die nur nervige Töne von sich geben und die nach kurzer Zeit in der Kinderzimmerecke landen. Diese Produkte fördern das Konsumdenken, aber nicht die eigene Fantasie.
Schaut in eine Kristallkugel, in eure Zukunft als Designer: Welches Produkt für Kinder möchtet ihr als Nächstes entwerfen?
Wir wollen uns zwar nicht auf die Entwicklung von Kindermöbeln und Kinderspielzeug spezialisieren, könnten uns aber vorstellen, in Zukunft auch Produkte für Kinder mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen zu gestalten.
Die Fragen wurden von Christian Tebtmann, Carolin Pertsch und Finja Kram beantwortet.
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