Der Tod ist ein Thema, das viele Erwachsene lieber meiden – und doch begegnet er uns allen, auch unseren Kindern. Sei es durch den Verlust eines Haustiers, eines Großelternteils oder eines nahestehenden Menschen. In solchen Momenten helfen Kindern altersgerechte Erklärungen. Kinderbücher zum Thema Tod können dabei eine wertvolle Brücke sein: Sie helfen, Gefühle zu benennen, Ängste zu verstehen und Hoffnung zu spüren.
Trauer bei Kindern
Je nach Alter begreifen Kinder die Endgültigkeit des Todes noch nicht vollständig. Aus diesem Grund trauern sie oft in sogenannten Wellen: Mal sind sie tief traurig, dann wieder fröhlich und verspielt. Wichtig ist hier, dass Kinder in ihren Emotionen ernst genommen werden und sich in ihrer Trauer begleitet fühlen. Rituale, gemeinsame Erinnerungen und Gespräche über den oder die Verstorbenen helfen dabei, die Trauer zu verarbeiten.
Mit Kindern über den Tod sprechen
Das Leben beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Darüber mit Kindern natürlich und sensibel zu reden, hilft, Unsicherheiten und Ängste zu vermeiden. Kinder spüren, wenn etwas nicht stimmt, und benötigen auch beim Thema »Tod, Trauer und Sterben« klare, altersgerechte Worte.
Statt Beschönigungen wie »Er ist eingeschlafen« empfehlen Psycholog:innen realistische Formulierungen zu wählen, um Missverständnisse zu vermeiden. Mechthild Schroeter-Rupieper und Jörg Fichtner betonen, dass Kinder Fragen in ihrem eigenen Tempo stellen und ehrliche Antworten verdienen. Wichtig ist, zuzuhören und Gefühle zuzulassen – auch die eigenen.
Kinderbücher über den Tod ab 3 Jahren
Für Kinder ab etwa drei Jahren eignen sich Bücher, die das Thema Tod behutsam und bildlich darstellen. Wichtiger als Erklärungen ist in diesem Alter das Gefühl von Geborgenheit: Kinder sollen spüren, dass sie mit ihrer Traurigkeit nicht allein sind. Klare Bilder, einfache Worte und liebevolle Figuren helfen dabei, den Tod in kleinen Schritten zu verstehen.
Besonders einfühlsam gelingt das dem spanischen Autorenpaar Silvia Fernández und David Fernández in »Und danach: Gedanken über das große Jenseits«, die auf poetische Weise darüber nachdenken, was nach dem Tod kommt – ohne den kleinen Kindern dabei Angst zu machen.

»Und danach: Gedanken über das große Jenseits« aus dem Bohem Verlag
In dem Trauerbuch »Eine Tüte voll Papa« findet ein Kind eine ganz eigene Art, mit dem Verlust seines Vaters umzugehen, indem es Erinnerungen in einer Tüte sammelt.

»Eine Tüte voll Papa« aus dem Susanna Rieder Verlag
Und »Jolante sucht Crisula – Die Geschichte einer unendlichen Freundschaft« erzählt in einer sanften, humorvollen Bildsprache von Verlust und der Kraft der Freundschaft, die selbst über den Tod hinaus besteht

»Jolante sucht Crisula« aus dem NordSüd Verlag
Kinderbücher über den Tod ab 5 Jahren
In diesem Alter beginnen Kinder, den Tod als dauerhaft zu begreifen und stellen viele Fragen über das »Warum« und »Wohin«. Auch hier können einfühlsame Bücher Orientierung geben und zugleich Trost spenden. Sie bieten Raum, über Erinnerungen zu sprechen und die Vorstellung von Himmel, Natur oder Neubeginn aufzugreifen.
Ein Klassiker ist »Und was kommt dann? Das Kinderbuch vom Tod«, das kindgerecht erklärt, was Sterben bedeutet – humorvoll, ehrlich und ohne zu beschönigen.

»Und was kommt dann? Das Kinderbuch vom Tod« aus dem Moritz Verlag
»Mamas Schal« – mit einem Vorwort von Cornelia Funke ist hingegen fast schon ein kleines Märchen über die Nähe, die bleibt, selbst wenn die geliebte Mama nicht mehr da ist.

»Mamas Schal« aus dem minedition Verlag
In dem schwedischen Kinderbuch-Klassiker »Die besten Beerdigungen der Welt« von Ulf Nilson nähern sich drei Kinder dem Tod und Abschied mit Neugier und kindlicher Fantasie – und entdecken, dass Trauer und Glück immer nebeneinander existieren.

»Die besten Beerdigungen der Welt« aus dem Beltz & Gelbert Verlag
Kinderbücher über den Tod ab 7 Jahren
Kinder ab sieben Jahren denken zunehmend reflektiert über das Leben und den Tod nach. Trauerbücher dürfen in diesem Alter auch komplexere Themen ansprechen, etwa den Umgang mit Schuldgefühlen oder die Frage nach dem Sinn des Lebens. »Nur ein Tag« bringt das auf berührende Weise auf den Punkt.

»Nur ein Tag« aus dem Dressler Verlag
Ein besonders empfehlenswertes Kinderbuch für dieses Alter ist auch »Papa, hörst du mich?« in welchem ein Kind in Gesprächen mit dem verstorbenen Vater Trost und Verbundenheit findet.

»Papa, hörst du mich?« aus dem Freies Geistesleben Verlag
Kinderbücher über den Tod ab 9 Jahren
Ab neun Jahren begreifen die meisten Kinder die Endgültigkeit des Todes rational und beginnen, ihn emotional tiefer zu verarbeiten. Bücher für diese Altersgruppe dürfen offener und philosophischer sein, etwa indem sie über Erinnerung, Abschied und Hoffnung nachdenken.
Das Buch »Wie lange dauert Traurigsein?« der schwedischen Psychologin und Autorin Maria Farm begleitet Kinder sensibel durch verschiedene Phasen der Trauer und zeigt, dass Traurigsein Zeit braucht – und irgendwann auch wieder Platz für Freude lässt.

»Wie lange dauert Traurigsein« aus dem Friedrich Oettinger Verlag
Im »besten Wissenschaftsbuch 2024« für Juniorwissen »Radieschen von unten« von Katharina von der Gathen wird der Tod in kindgerechten Worten erklärt und in detaillierten, humorvollen Illustrationen von Anke Kuhl gezeichnet.

»Radieschen von unten« aus dem Klett Kinderbuch Verlag
Der niederländische Kinderbuch-Klassiker »Überall & nirgends« lädt mit poetischen Gedichten Kinder und Erwachsene ein, über das Leben, den Tod und alles dazwischen nachzudenken.
Unsere Quellen:
• Fichtner, J. (2018): Wenn Kinder trauern – Ein Ratgeber für Eltern und Erziehende. Beltz Verlag.
• Schroeter-Rupieper, M. (2014): Geht Sterben wieder vorbei? Wie Kinder trauern und Erwachsene sie gut begleiten können. Gütersloher Verlagshaus.
• Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Kindertrauer verstehen (Online-Ratgeber, 2023).
Zu den Autorinnen
Alexandra Brechlin ist studierte Kulturjournalistin und liebt Bücher, seit sie denken kann – in ihrem Elternhaus wurde nicht nur gelesen, sondern mit Geschichten gelebt. Mit der Geburt ihrer Tochter entdeckte sie ihre Begeisterung für Kinder- und Jugendliteratur neu. Für afilii rezensiert sie besondere Kinder- und Jugendbücher – mit einem feinen Gespür für erzählerische Qualität, gestalterischen Anspruch und Themen, die kleine wie große Leser:innen gleichermaßen berühren.

Katja Runge ist Gründerin von afilii. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Journalistin, Kommunikationsberaterin und Projektleiterin in der Design- und Kreativwirtschaft bringt sie ein feines Gespür für Sprache und Themen mit. Im afilii-Magazin engagiert sie sich als Themen-Finderin, Autorin oder im Lektorat – in enger Zusammenarbeit mit den Autor:innen – immer auf der Suche nach relevanten, gut erzählten Inhalten mit echtem Mehrwert für unsere Leser:innen.




